Jeder Taucher, der einen Tauchkurs bei der einen oder anderen Organisation genossen hat kennt sie: die Tiefengrenze. Bei manchen Verbänden sind es 30 Meter, bei anderen sind 40 Meter „genug“. Doch für manche unter uns sind gerade diese 40 Meter eben nicht „genug“, sie wollen weiter hinaus, oder in dem Fall „hinunter“.
Technisches Tauchen hat in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt, nie zuvor war es so populär mit Doppelflasche und getrennten Atemsystemen abzutauchen. Auch die Hersteller richten sich nach diesem Trend. Wurde ein Taucher mit Long Hose noch vor einigen Jahren belächelt, findet man die Schläuche mit 150 oder 210cm mittlerweile in den Sortimenten der Hersteller. Auch die Jackets passen sich immer mehr dem Aussehen eines Wings an weil die Vorteile eines solchen erkannt wurden.
Genau wie die Hersteller sind auch die großen Ausbildungsorganisationen auf diesen Zug aufgesprungen und bieten Tauchkurse für den Bereich des technischen Tauchens an. Wie „alltagstauglich“ diese Tauchkurse jedoch sind, sei dahingestellt.
Wie komme ich nun zum Technischen Tauchen?
Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass Technisches Tauchen kein günstiges Hobby ist. Hochwertige Tauchausrüstung kostet Geld und auch hier gilt „wer billig kauft – kauft doppelt“. Die hohen Erstanschaffungskosten lassen viele Einsteiger zu vermeintlich günstigeren Alternativen welche sich dann jedoch in der Praxis als ungeeignet herausstellen, greifen.
Man darf auch folgendes nicht ausser Acht lassen: ein Backplate aus Edelstahl hält. Lange. Sehr lange. Mit großer Sicherheit länger als ein Jacket mit einer Rückenplatte aus Kunststoff. Zu tauschen gäbe es hier lediglich die (schon sehr robuste) Bebänderung, die D-Ringe werden einfach wiederverwendet.
Genau wie das Wing, der Auftriebskörper. Eine Blase, verpackt in eine Schutzhülle aus Cordura, mit Reissverschluss versehen. Die Teile des Inflators sind komplett ersetzbar. Durch das modulare System, nach dem so ein Backplate Set aufgebaut ist, muss jeweils nur der betroffene Teil ausgewechselt werden, nicht das ganze Jacket.Viele dieser Ausrüstungsteile halten eine ganze Taucherkarriere, entsprechende Pflege natürlich vorausgesetzt.
Ausrüstungsteile wie zum Beispiel eine Tanklampe sind für den Anfang nicht verpflichtend, werden allerdings bei einem Tauchkurs im technischen Tauchen vorausgesetzt.
Womit wir auch schon beim eigentlichen Thema Tauchkurse wären:
Ich habe vorab schon erwähnt, dass mittlerweile auch die großen Ausbildungsorganisationen Tauchkurse für das technische Tauchen anbieten, möchte diese jedoch hier nicht weiter behandeln, sondern mich auf die Ausbildungen, die sich nach der DIR “doing it right” Philosophie richten konzentrieren.
Die Basis bildet der sogenannte Fundamentals Tauchkurs, auch “Fundi” genannt. Der Tauchkurs dauert 4 Tage, die Tauchgänge bewegen sich im Bereich um 5 Meter herum. Der Tauchkurs hat behandelt die grundlegenden Fähigkeiten für die spätere Tauchkarriere.
So wird zum Beispiel viel Wert auf eine gute, waagrechte Körperhaltung gelegt, die Flossenschlagtechniken werden erlernt und deren richtiger Einsatzzweck besprochen. Weiters wird das Equipment der Tauchers analysiert und optimiert, es wird genau erklärt, warum die Ausrüstung so konfiguriert wurde und welchen Hintergrund dies hat.
Bei der GUE (Global Underwater Explorers) läuft der Fundamentals Tauchkurs (der „Fundi“) ungefähr nach diesem Schema ab:
- Informationen über die Entstehung der GUE, was macht diese Organisation, was sind die Ziele
- Ausrüstungkunde
- Tauchtheorie
- Trockentheorie
- Praxistauchgänge mit anschließender Analyse
Ein wichtiger Punkt bei diesem Tauchkurs sind auch das Erlernen der sogenannten “Drills” wie zum Beispiel die Gasspende, der Ventildrill oder das setzen einer Signalboje.
Zusätzlich beeinhaltet der Fundamentals Tauchkurs einen Nitroxkurs, da alle Tauchgänge im Kurs mit Nitrox durchgeführt werden.
Nach absolvieren des Tauchkurses wird bekanntgeben, ob man bestanden hat, oder einen nochmaligen “Prüfungstauchgang” machen muss.
Weiter geht es mit dem Tauchkurs “Normoxisches Trimix bis 60 Meter”, auch “Tech 1” genannt. Normoxisch bedeutet einen Sauerstoffanteil von mindestens 18%, also noch an der Wasseroberfläche atembar.
Dieser Tauchkurs ist mit 5 vollgepackten Tagen schon etwas intensiver, hier kann es schon einmal später am Abend werden. Ziel dieses Tauchkurses ist es, Mischgastauchgänge bis 60 Meter mit anschließender Dekompression zu panen und diese dann sicher durchzuführen. Die ideale Anzahl von Kursteilnehmern sind drei Schüler, hier kommt das Konzept des Dreierteams optimal zur Geltung.
Der Tauchkurs wird mit der Doppel 12 und bis zu 2 Stageflaschen absolviert. Trockentauchanzug und Tanklampe sind natürlich ebenfalls Voraussetzung. Wie schon im Fundamentals wird im „Tech 1“ Tauchkurs kurz auf die Ausrüstungskonfiguration eingegangen, Flossenschlagtechniken, Trim und Tarierung müssen allerdings schon gut sitzen.
Die ersten Tauchgänge finden im seichteren Tiefen statt die Basisdrills sowie die Flossenschlagtechniken werden noch einmal wiederholt. “Erschwerend” kommt hinzu, dass bei jedem Tauchgang ein Reel und eine Stage dabei war.
Im weiteren Verlauf des Tauchkurses passieren dann immer wieder Fehler:
- Maske verloren
- Reel verheddert sich in den Ventilen
- Gasverlust
- Null Sicht
- Ventil roll off
- etc.
Die Liste ist lang… Diese Fehler treten (hoffentlich) niemals alle zeitgleich bei einem Tauchgang ein, ein Ziel dieses Tauchkurses ist es unter anderem den Taucher bewusst unter Stress zu setzen und das logische Denken bei der Lösung dieser Fehler zu fördern. So gibt es etwa eine genaue Abfolge, wie Ventilfehler gefunden werden können.
Im Verlauf des Tauchkurses werden die Tauchgänge tiefer, man arbeitet sich auf die 60 Meter hin. Als Dekompressionsgas kommt ein 50% Nitroxgemisch zum Einsatz.
Ein Tauchgangsbeispiel aus meinem „Tech 1“ Tauchkurs:
- Tauchgang auf 50 Meter in der Burgauer Bucht zu den LKW Wracks,
- bei sehr guter Sicht und
- ca. 4° Wassertemperatur
- Tauchzeit ca. 60 Minuten.
- Bottomgas 21/35
- Dekogas EAN50
Abtauchen in Richtung der LKW´s, bis das Ziel erreicht wurde. Auf Tiefe dann plötzlich out of Gas Situation – Wechsel auf den Long Hose vom Buddy und austauchen. Zu Beginn der Dekompression wurde noch die Übergabe der Dekostage, bzw. die Wechselatmung während der Dekompression geübt.
Ein weiteres Ziel dieses Tauchkurses ist neben dem Anfang genannten, die sogenannte “Buddy Awareness” zu verstärken, das “aufeinander achten”, sowie Fehler bereits in der Entstehung zu vermeiden.
Dieser Tauchkurs bildet eine solide Grundlage für die weitere Laufbahn des technischen Tauchers und hat mir vor allem geholfen, mehr Ruhe in die Tauchgänge zu bringen und Abläufe zu automatisieren. In meinem Fall war der „Tech 1“ Tauchkurs die Grundlage für den „Cave 1“ Höhlentauchkurs im gleichen Jahr.
Wie die Ausbildung im Bereich des technischen Tauchens weiterlaufen kann, ist sehr schön auf dieser Grafik von der Webseite der GUE zu sehen:
© GUE – Global Underwater Explorers
Die Möglichkeiten der Ausbildung sind vielfältig, nicht jedem liegt ein Tauchkurs im Höhlentauchen und auch nicht jeder Taucher möchte bis 100 Meter tauchen.
Egal wie der Weg aussieht, den der Taucher einschlagen möchte, wichtig ist es, die richtige Ausrüstung zu besitzen und mit dieser umgehen zu können. Was aber genau ist die “richtige” Ausrüstung.
Mit diesem Thema befasst sich einer der nächsten Artikel, ihr könnt also gespannt bleiben.
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